Bachelor Studiengang “Bauen im Bestand”

 

Handwerker auf dem Weg zum Akademiker

Was bislang als unvorstellbar galt, wurde am Berufsbildungszentrum (HBZ) der Handwerkskammer Münster in großen Schritten Wirklichkeit. In enger Kooperation mit der Fachhochschule Münster nahmen dort 17 Handwerksmeister an einem Bachelor-Studiengang teil. Nach 6 Semestern wollen sie ihr Studium mit dem Titel „Bachelor of Engineering“ abschließen. Ihnen stehen dann attraktive Wege in ein neues Berufsleben offen: als leitende Mitarbeiter in Planungsbüros, als Bauleiter in Bauunternehmen oder in der Baustoff-Industrie. Anfragen von Arbeitgebern nach den demnächst neu qualifizierten Kräften liegen bereits vor.

Der Studiengang „Bauen im Bestand“ startete am 1. Oktober 2009 und wird schon jetzt als „Münsteraner Modell“ gepriesen. „Dieses Angebot ist bislang einzigartig in der deutschen Bildungslandschaft. Eine zukunftsträchtige, hervorragende Qualifikation für aufstrebende Handwerker“, erklärt Hellmut Himpe, Leiter der Akademie „Bauhandwerk“ am Berufsbildungszentrum Münster. Die Teilnehmer haben unterschiedliche handwerkliche Ausbildungen: Maurer, Tischler, Dachdecker sowie Heizungs- und Sanitär-Installateure haben sich inzwischen an den Studienalltag gewöhnt. Gering ist die Zahl der Abiturienten ohne handwerkliche Ausbildung. Lediglich einem Teilnehmer fehlte die Zugangsberechtigung zur Hochschule. Weil ihm der Meisterbrief fehlt, hat er sich per Eignungsprüfung an der Fachhochschule qualifiziert.

Nach Ende des ersten Semesters kann eine erste Bilanz gezogen werden: Es gibt keinen einzigen, der „die Flinte ins Korn“ geworfen hat, freut sich Himpe und ist überzeugt: „Die vorlesungsfreie Zeit wird auch zur Weiterbildung genutzt, denn es folgen bald wieder 35 Wochenstunden mit einer wohl dosierten Mischung aus Vorlesungen und praktischen Übungen.“

Besonderer Vorteil des nur 17-köpfigen Studiengangs sind die kleinen Gruppen, die ein intensives Studieren ermöglichen. Hinzu kommt das Angebot, das die wissenschaftlichen Mitarbeiter ihren Studenten auch nach den Vorlesungen zur Verfügung stellen. Zumindest zweimal wöchentlich. Besonders gefragt sind dann Unterstützungen in den Fächern Mathematik und Statik.

Nach Auskunft von Hellmut Himpe sind die beiden ersten Semester theorielastig. Vom dritten Semester an geht es dann, so Himpe, verstärkt in die Praxis. Die Studenten haben dann die Möglichkeit, in Betrieben ihre Kenntnisse umzusetzen und mit ihnen zusammen eine Abschlussarbeit zu schreiben.

Die individuelle Betreuung der Studenten sieht auch Exkursionen vor. Zunächst ging es nach Köln. Als Historiker und profunder Kenner der historischen Kölner Bauwerke freute sich Dr. Friedel Remes über den Besuch aus Münster. Der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes sorgte umgehend für eine äußerst fachkundige Führung durch den Kölner Dom, die machte mit historischen Bauwerken vertraut. Dr. Remes: „Fachsimpeln bei Kölsch gehörte natürlich auch dazu.“ Aber auch ein Ausblick auf die noch folgende Exkursion. Rom und Florenz stehen auf dem Programm; auch die Toscana und die Carrara-Steinbrüche. Baugeschichte pur, Historie in Hülle und Fülle.

Vor den vollwertigen Hochschulabschlüssen haben die Ideengeber des Bachelor-Studienganges aber den Schweiß gesetzt: Die Absolventen haben ein pralles Programm zu bewältigen. Im Unterschied zu anderen Hochschulen werden schwerpunktmäßige Akzente gesetzt auf: Bauaufnahme, Denkmalpflege, Baugeschichte, Baukonstruktion und Bauphysik. Auch wenn es manchem Studenten nicht so sehr in den Kram passt: auch Mathe und Statik gehören natürlich dazu. Eigene Entwürfe werden ab dem dritten Semester gefordert. Außerdem steht dann das Projekt „Praxis der Sanierung von Wohn- und gewerblich genutzten Immobilien“ an.

Bereits im Herbst dieses Jahres startet ein neues Erstsemester. Hellmut Himpe: „Die Einmaligkeit unseres Angebotes hat sich in den Branchen bereits herumgesprochen. Über mangelnde Nachfrage können wir nicht klagen, zumal die guten beruflichen Zukunftschancen unserer Absolventen unumstritten sind.“ Und Gero Hebeisen, Geschäftsführer eines großen Sanierungsbetriebes, fügt zustimmend hinzu: „Ich wäre glücklich gewesen und hätte mir gewünscht, wenn es in meinen Anfangsjahren einen solchen Studiengang gegeben hätte.“

Elmar Bamfaste

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